Station 18 – Die Alte Fähre

Fährbetrieb, um 1950. (Sammlung Manfred Bähr)

Bis ins 20. Jahrhundert hinein stellte die Ruhr eines der größten Verkehrshindernisse des Ruhrgebiets dar. Im Bochumer Raum existierte anfangs nur die wahrscheinlich bereits seit dem 17. Jahrhundert vorhandene Brücke der Bochumer Straße (B 51) in Hattingen. Die erste Brücke in Stiepel wurde 1854 mit dem Bau der Henrichshütte errichtet, um diese mit Kohle aus den Stiepeler Zechen zu versorgen. Die Kemnader Brücke wurde erst 1928 in Betrieb genommen. Auch nach Norden war Stiepel weitgehend vom Umland abgeschnitten. Es existierten nur zwei nicht ausgebaute Wege nach Weitmar und Wiemelhausen, deren Verlauf in etwa der heutigen Kemnader Straße und der Stiepeler Straße/Surkenstraße entsprach. Da die kleine Landgemeinde zum Amt Blankenstein gehörte, bestanden jedoch bis nach dem Ersten Weltkrieg erheblich engere Verbindungen hierhin als zur Großstadt Bochum. Umso bedeutender war vor diesem Hintergrund eine Fährverbindung.

Wirtschaft zum Ruhrtal, um 1910. Die Stiepeler Fährverbindungen, 1921. (Sammlung Manfred Bähr)

Mit Genehmigung der adeligen Herren auf Haus Kemnade, die über das Fährrecht verfügten, nahm die erste Fähre 1758 den Betrieb an dieser Stelle auf. Der Weg auf die andere Seite wurde jeweils den jahreszeitlichen Bedingungen und dem Wasserstand angepasst. Außerdem orientierte sich der Fährmann an den Wünschen seiner Fahrgäste. Auf der direkten Strecke war über einen längeren Zeitraum ein Seil gespannt, um das Abdriften der Fähre bei stärkerer Strömung zu verhindern (Gierseilfähre). In Blankenstein führte dann mit Inbetriebnahme der Mittleren Ruhrtalbahn 1874 ein Fußweg zum Haltepunkt Blankenstein und von hier aus über den Gethmann‘schen Garten steil nach Blankenstein hinauf. Auf dem Gleis verkehren heute Museumszüge des Eisenbahnmuseums. Der Besuch des Gartens belohnt den Besucher mit einem herrlichen Ausblick auf Stiepel. Daneben bestanden im 19. Jahrhundert eine Fähre im Bereich der Koster Brücke und ab 1893 im Bereich der Kemnader Brücke (siehe Tafeln dort). Die Alte Fähre wurde endgültig 1963 aufgegeben. Die Bedeutung der Verbindung zeigt sich auch an der am Bochumer Endpunkt seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eingerichteten Gaststätte. Letzter Fährmann war Gustav Diergardt, dessen Familie auch die Gastronomie betrieb.

Die Stiepeler Fährverbindungen, 1921. (Sammlung Manfred Bähr) (Preußische Landesaufnahme, 1921)

Text: PD Dr. Dietmar Bleidick

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