In der zweiten Hälfte der 1770er Jahre wurde die Ruhr zwischen Langschede südlich von Unna und Mülheim schiffbar gemacht. Auf der Strecke nach Duisburg konnten bereits zuvor größere Lastkähne verkehren. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Strecke oberhalb von Witten wieder aufgegeben. Haupttransportgut waren Steinkohlen, die von den Zechen im südlichen Ruhrgebiet in Richtung Rhein und von hier aus bis nach Süddeutschland und Holland geliefert wurden. Wegen der geringen Wassertiefe wurden Plattbodenschiffe, die sogenannten „Ruhraaken“, mit einem Tiefgang von nur rund 1m verwendet. Sie waren im Raum Bochum bis zu 40 m lang und konnten bis zu 150 t Ladung aufnehmen. 1860 erreichte die Ruhrschifffahrt ihren Höhepunkt, um danach durch die Konkurrenz der Eisenbahn rasch an Bedeutung zu verlieren. 1890 wurde sie endgültig eingestellt. Um 1840 verkehrten auf der Ruhr regelmäßig 380 Schiffe. Den Betrieb übernahmen 1.500 Schiffer und Schiffsknechte. Dazu kamen 250 Treiber, 500 Pferde, 300 Mann weiteres Hilfspersonal und sechs Lotsen. Die Ruhrschifffahrt war eine Knochenarbeit für Mensch und Tier und ständig von den Launen der Natur abhängig. Nur an etwa 200 Tagen pro Jahr waren die Bedingungen günstig, ansonsten verhinderten Hoch- oder Niedrigwasser und Eisgang den Betrieb. Bei der Talfahrt in Richtung Duisburg nutzten die Schiffe meist die Strömung aus. Fahrten dauerten auch aufgrund der zahlreichen Schleusen mitunter mehr als eine Woche .Auf dem Rückweg, auf der Bergfahrt, mussten die Schiffe gezogen werden: sie wurden „getreidelt“.
Die Treidelpferde liefen auf den Leinpfaden, die auf beiden Seiten des Flusses angelegt worden waren. Der Name dieser gepflasterten Wege stammt von der Leine, die über den Hauptmast des Schiffes lief und bis zu 400 m lang sein konnte. Eine unbeladene Aake erforderte zwei Pferde, eine beladene vier. Die Talfahrt erfolgte in der Hauptfahrrinne und besaß Vorfahrt vor der Bergfahrt. Trafen sich zwei Schiffe, wurden die Pferde auf dem Leinpfad angehalten, so dass das Schiff durch seinen Schwung noch weiter bergan fuhr. Dabei senkte sich die Zugleine so weit ins Wasser ab, dass das talabwärts fahrende Schiff passieren konnte. Wechselte der Leinpfad die Flussseite, wurden die Pferde auf die Schiffe geladen und herübergebracht. Trotz regelmäßiger Kontrollen war der Leinpfad oft in einem erbärmlichen Zustand. Nicht selten verunglückten die Treidelpferde und rutschten ins Wasser.
Text: PD Dr. Dietmar Bleidick