Station 50 – Steinkohlenzeche Julius Philipp (1839-1906)

Die Zeche, 1903. (© Stadtarchiv – Zentrum für Stadtgeschichte Bochum)

Die Zeche wurde nach Julius Philipp Heintzmann (1745-1794) benannt, einem Beamten der preußischen Bergbehörden und Anteilseigner zahlreicher Gruben im Ruhrgebiet. Sie geht zurück auf den gleichnamigen Erbstollen, der 1839 im Lottental in Betrieb genommen wurde und über eine Länge von 1.200 m fast bis zur Markstraße reichte. Anfang der 1860 Jahre waren hier die Kohlenvorräte weitgehend erschöpft. Der Erbstollen wurde mit der benachbarten Zeche Glücksburg zur Zeche Julius Philipp konsolidiert (zusammengefasst).

Lageplan der Zeche, 1902. (VSt. Schachtbeschreibung Prinz Regent)

Kurz darauf folgte die Zeche Gottes Segen, so dass das Grubenfeld nun weite Teile von Wiemelhausen und Querenburg umfasste. 1873 war Julius Philipp mit einer Förderungvon 80.000 t und einer Belegschaft von 260 Mann eine der größten Stollenzechen des Ruhrgebiets, die zudem zahlreiche kleinere Schächte betrieb. 1875 wurde mit dem Bau des Malakoffturms der Übergang zum Tiefbau  eingeleitet. Er gehört zu den wenigen noch vorhandenen der ehemals wohl über 130 Bauwerke dieser Art im Ruhrgebiet. Malakofftürme haben ihren Namen nach der gleichnamigen, als uneinnehmbar geltenden Festung auf der Krim-Halbinsel, die im Krimkrieg (1853-1856) zwischen Russland sowie dem Osmanischen Reich, England und Frankreich Berühmtheit erlangte. In Westeuropa erhielten die eher an Burgtürme erinnernden Anlagen diese Bezeichnung im Volksmund aufgrund ihrer mächtigen Mauern. Eine solche Bauart bildete zunächst die einzige Möglichkeit, die für den Tiefbau erforderliche Anlagentechnik aufzunehmen. In den folgenden Jahren erhielt die Zeche einen Bahnanschluss, eine Kokerei und eine Brikettfabrik.

Der Malakoffturm, 1968. (Sammlung Manfred Bähr)

1891 wurde zur Bewetterung (Belüftung) neben dem Malakoffturm ein zweiter Schacht angelegt. Bereits jetzt stellte sich heraus, dass Julius Philipp keine große Zukunft besaß. Am Markt schwer absetzbare Kohlensorten und insgesamt unzureichende Kohlenvorkommen ließen keine nachhaltige Entwicklung zu. Mit einer maximalenFörderung von 300.000 t und einer Belegschaftvon 1.100 Mann hatte die Zeche Julius Philipp Ende des 19. Jahrhunderts längst den Anschluss an die Großzechen des nördlichen Ruhrgebiets verloren. 1904 übernahm die Arenbergsche Bergbau AG die Zeche aus taktischen Gründen, um sie kurz darauf stillzulegen. 1927 wurden die Betriebsanlagen bis auf den Malakoffturm abgerissen. Seit 1989 ist er Standort der Medizinhistorischen Sammlung der Ruhr-Universität Bochum.

 

Text: PD Dr. Dietmar Bleidick

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