Station 42 – Gahlenscher Kohlenweg (1770er Jahre)

Ehemalige Trasse des Gahlenschen Kohlenwegs, heute nur noch über ein Privatgrundstück an der Nachtigallstraße erreichbar. (© Foto: Wilhelm Hensing)

Der Gahlensche Kohlenweg war eine der ersten befestigten Straßen im mittleren Ruhrgebiet. Auch als „Märkischer Kohlendamm“ bezeichnet, führte er auf einer Länge von 29 km von den Stiepeler und Weitmarer Zechen im Bochumer Süden zunächst über Haus Dahlhausen bei Hamme nach Eickel. Dann überquerte er die Emscher bei Crange und verlief weiter in Richtung Buer und Polsum, um hinter Dorsten am Lippehafen bei Gahlen zu enden. Der Kohlenweg verband die beiden durch das kölnische Vest Recklinghausen getrennten preußischen Landesteile Grafschaft Mark und Herzogtum Kleve. Hier sollte insbesondere die Festung in Wesel mit Kohle versorgt werden. Auch wenn die Strecke nur kurze Zeit im Verlauf der 1770er Jahre ihre vorgesehene Funktion als Kohlentransportweg erfüllte und die beförderten Mengen zu keiner Zeit den erwarteten Umfang erreichten, bildete das Verkehrsprojekt einen wichtigen Grundstein für die spätere Verkehrserschließung der Region. Der Verlauf der Bundesstraßen 224 und 226 entspricht in weiten Teilen der ursprünglichen Streckenführung. In Bochum erinnern die Kohlenstraße, die Gahlensche Straße und die Dorstener Straße an den Verlauf des Gahlenschen Kohlenweges.

Verlauf des Gahlenschen Kohlenwegs. (© Karte: Landesarchiv NRW, Abteilung Münster, KSA 7374)

Das Straßenbauprojekt wurde ab 1765 von dem Blankensteiner Lehrer und späteren Berggeschworenen Johann Wilhelm Müser vorangetrieben. Müser besaß Anteile an rund 30 Zechen und wollte deren Absatz steigern. Mit hilfe staatlicher Kredite privat finanziert, sollten Wegegelder und Überschüsse aus dem Kohlenverkauf einen rentablen Betrieb ermöglichen. Schon kurz nach der Inbetriebnahme 1769 häuften sich die Probleme. Der unzureichende Unterbau erschwerte den Fuhrwerkstransport, so dass die Kohle bei schlechter Witterung in von Pferden getragenen Fässern angeliefert werden musste. Dies führte zu Verzögerungen und einer erheblichen Erhöhung der Frachtkosten. Außerdem erwies sich der angenommene Kohlenbedarf Kleves als völlig überhöht. Ab 1780 erlitt der Kohlenweg mit der Einführung der Ruhrschifffahrt von Witten nach Duisburg einen dramatischen Bedeutungsverlust und verfiel zusehends. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Teile der Trasse zu befestigten Straßen ausgebaut.

Text: PD Dr. Dietmar Bleidick

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