Neben Steinkohlen finden sich im Ruhrgebiet auch verschiedene Erzlagerstätten. Einheimische Eisenerze bildeten bis in die 1860er Jahre eine wichtige Grundlage für die Entstehung der Montanindustrie. Alle anderen Erzvorkommen hatten aufgrund ihres geringen Umfangs dagegen keine Bedeutung. Am Eingang des Rauterdeller Siepens wurden wahrscheinlich bereits im frühen 16. Jahrhundert seltene Bleierze abgebaut. 1627 verlieh der Lehnsherr des Hauses Kemnade, Wennemar von der Recke, erstmals an mehrere Stiepeler Bauern das Recht zum Bergwerksbetrieb.
Als Regalinhaber (Recht am Bergbau) stand ihm dafür der zehnte Teil der Förderung zu. Die Abgabe des Zehnten war auch in anderen Bereichen der Wirtschaft üblich. Über den Umfang dieses frühen Bergbaus ist nichts bekannt, doch bot der Stiepeler Zehnte noch rund 200 Jahre Anlass für Streitigkeiten mit dem Staat Preußen. Dieser beanspruchte das Bergregal und damit alle Abgaben für sich, unterlag aber mehrmals vor Gerichten, die die Stiepeler Sonderrechte bestätigten. Im Gegenzug forderte Preußen ab 1736 von den Bergwerken in Stiepel eine Zollabgabe von einem „Fünfzehnten“ für Kohlen, die über die Gemeindegrenzen „exportiert“ wurden. 1783 folgte eine Schifffahrtsabgabe für die Benutzung der Ruhr. Damit verteuerten sich Stiepeler Kohlen und der Absatz wurde erschwert.
Erst 1841 änderte sich die Situation, als der preußische Staat den Zehnten durch eine Einmalzahlung ablöste und auch auf den Fünfzehnten verzichtete. 1863 wurde das Bleierzbergwerk Stolln von Stiepel erneut verliehen. Es lag in der Sohle eines jetzt zugeschütteten Steinbruchs. Es sollen zwei Schächte vorhandenen gewesen sein. Der geringe Abbau endete wahrscheinlich schon nach kurzer Zeit. Die Namen „Stolln von Stiepel“ und „Bliestollen“ hatten sich aber bereits eingeprägt, sodass die Stiepeler Friedrichstraße 1929 in „Am Bliestollen“ umbenannt wurde.
Text: PD Dr. Dietmar Bleidick
