Station 40 – Steinkohlenzeche Brockhauser Tiefbau

Der Malakoffturm, 1950. (© Stadt Bochum, Presseamt)

Die Zeche Brockhauser Tiefbau geht zurück auf mehrere Stollenzechen, die zum Teil bereits im 17. Jahrhundert in Betrieb waren und 1873 konsolidiert (zusammengefasst) wurden. Sie symbolisiert auf einzigartige Art und Weise die Entwicklung des Ruhrbergbaus vomStollenbau zum Tiefbau über Schächte. Darüber hinaus steht die Zeche sowohl für den vor- und frühindustriellen Bergbau im Ruhrgebiet als auch für den Übergang zur industrialisierten Steinkohlengewinnung seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Der in Ruhrsandstein gemauerte Schachtturm – der Malakoffturm – gehört zu den wenigen noch vorhandenen der ehemals wohl über 130 Bauwerke dieser Art im Ruhrgebiet und ist der einzige erhaltene in Ruhrsandstein-Mauerung. Malakofftürme haben ihren Namen nach der gleichnamigen, als uneinnehmbar geltenden Festung auf der Krim-Halbinsel, die im Krimkrieg (1853-1856) zwischen Russland sowie dem Osmanischen Reich, England und Frankreich Berühmtheit erlangte. In Westeuropa erhielten die eher an Burgtürme erinnernden Anlagen diese Bezeichnung im Volksmund aufgrund ihrer mächtigen Mauern.

Schnitt durch den Schacht und die flözführenden Schichten, Maßstab 1:200. Die neuen Flözbezeichnungen sind blau markiert. (© Stadt Bochum)

Eine solche Bauart bildete zunächst die einzige Möglichkeit, die für den Tiefbau erforderliche Anlagentechnik aufzunehmen. Mit der Inbetriebnahme 1876 ist der Malakoffturm der Zeche Brockhauser Tiefbau heute der jüngste noch vorhandene. Zugleich war er bereits zur Zeit seiner Entstehung ein Auslaufmodell, das aus technischen Gründen zunehmend durch Eisen- und Stahlgerüste verdrängt wurde. Die Zeche erreichte bereits 1880 ihre höchste Förderung, als 185 Bergleute 43.000 t Kohle an die Erdoberfläche brachten. Hauptabnehmer war die Henrichshütte in Hattingen. 1887 wurde die Anlage stillgelegt und von der Zeche Carl Friedrichs Erbstollen (Stiepel/Weitmar Mark) übernommen. Diese baute nun die verbliebenen Kohlen im Grubenfeld ab und nutzte den Schacht ab 1898 bis zur endgültigen Stilllegung 1912 als Wetterschacht zur Belüftung. Der einzigartige Schachtturm wurde erhalten und steht seit 1979 unter Denkmalschutz. 2015 wurde auf Initiative der beiden unten genannten Vereine das Dach erneuert.

 

Text: PD Dr. Dietmar Bleidick

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