Station 39 – Dampfeisenbahn

Typ II der Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn, der auch in Stiepel eingesetzt wurde. (Sammlung Manfred Bähr)

Mit der Schiffbarmachung der Ruhr in den 1770er Jahren entstanden im Ruhrtal die ersten Schiebewege und Schleppbahnen. Menschen und Pferde transportierten die Kohle zu den Niederlagen (Sammelplätzen) am Fluss, wo sie auf Schiffe verladen wurden. Ab 1855 wurde die Hattinger Henrichshütte zum wichtigsten Kunden der Stiepeler Zechen und die bestehende Pferdebahn über die neu gebaute Kosterbrücke bis zum Stahlwerk verlängert. Angesichts des wachsenden Bedarfs der Henrichshütte wurde der Pferdebetrieb 1872 eingestellt und eine neue zweigleisige Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 600 mm angelegt.

Bahnstrecken zur Henrichshütte. (Kartengrundlage: Flözkarte des Westfälischen Steinkohlenbeckens, Sektion Herbede 1885)

Den Bahnbetrieb übernahmen nun vier Dampflokomotiven, die nicht nur die Kohle der Zechen Brockhauser Tiefbau, Carl Friedrichs Erbstollen und St. Matthias Erbstollen II (Rauendahlstraße) abtransportierten, sondern auch Material anlieferten. Zwei dieser Lokomotiven mit einer Leistung von jeweils 35 PS stammten von der Maschinenbau- Gesellschaft Heilbronn. 1880 förderten die drei Zechen rund 150.000 t Steinkohle. Die Bahnen überquerten die Kosterbrücke in dieser Zeit täglich bis zu 60-mal. Pro Tour wurden zwischen 15 und 20 t Kohle in Wagen mit einer Kapazität von 10 bzw. 33 Zentnern befördert. Die Züge erreichten damit eine Länge von bis zu 40 Wagen. In den 1880er Jahren verringerte sich die Bedeutung der Dampfeisenbahn zusehends. Die Zeche Carl Friedrich nutzte ab 1884 ihren neuen Anschluss an den Bahnhof Weitmar, die beiden anderen Zechen wurden bis 1888 geschlossen. 1895 wurde der Bahnbetrieb auf der Strecke daher endgültig eingestellt.

Text: PD Dr. Dietmar Bleidick

Zurück zur Karte