Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurden die Kohlenschichtendurch Erbstollen erschlossen. Diese dienten der Entwässerung und Bewetterung (Belüftung) des Steinkohlengebirges. Ihr Mundlochlag meistens an der tiefsten Stelle im Tal,sodass alle oberhalb liegenden Abbaubetriebeder Zechen trockengelegt wurden. Sie „erbten“das Wasser. Daneben dienten Erbstollen auch als Transportwege zur Förderung von Kohlen. Das Recht zum Betrieb eines Erbstollenswurde von den Bergbehörden an einen sogenannten„Erbstöllner“ verliehen. Dieser hatte die Pflicht, den Erbstollen in einem funktionsfähigen Zustand zu halten. Als Bezahlung erhielt er vonden Zechen ein Neuntel der in seinem Bereich gewonnenen Kohlenförderung. Die Zeche St. Matthias Erbstollen gehörte im 18. Jahrhundert zu den größten Stollenzechen des Ruhrgebiets. Ihr Mundloch liegt etwa 1 km westlich von hier in Hattingen-Baak am Leinpfad. Von hier erschloss er die Kohlenvorkummen imRaum Bochum-Linden. 1787 wurde hier die erste Schienenbahn mit einer Länge von rund 1.500m zur Kohlenniederlage an der Ruhr in Betrieb genommen, die wohl erste „Eisenbahn“ Deutschlands. 1850 erreichte der Stollen eine Gesamtlänge von 3.200 m und eine Maximalförderungvon 6.600 t, jedoch wurde der Betrieb regelmäßig durch Hochwasser gestört. Außerdem beeinträchtigte der hohe Gebirgsdruck die Standfestigkeit. 1853 wurde daher an dieser Stelle der neue St.Mathias Erbstollen 2 in nördlicher Richtung angesetzt, der die Funktion seines Vorläufers übernahm. Ende der 1860er Jahre endete der Stollen nach etwa 1.850 m im Bereich der Hattinger Straße. Der zunächst getrennte Bergwerksbetrieb der beiden Stollen wurde nun wieder zusammengelegt. Mit dem Bau einer Pferdeeisenbahn zur Henrichshütte 1868 erlebte die Zeche St. Mathias Erbstollen einen enormen Aufschwung. Bis zu 320 Kumpel förderten jährlich bis zu 60.000 t Kohle. Ende der 1870er Jahre waren die Vorräte zunehmend erschöpft, sodass der Betrieb 1888 eingestellt werden musste. Ende der 1920er Jahre wurde die Zeche nochmals für kurze Zeit reaktiviert. 1984 wurde das Stollenmundloch restauriert und in den heutigen Zustand versetzt.
Text: PD Dr. Dietmar Bleidick