Steinkohle war mit Abstand der wichtigste Standortfaktor des Ruhrgebiets. Seine Entstehung als Industrieregion verdankt es jedoch auch den Eisenerzvorkommen. Diese waren zwar bei weitem nicht so ergiebig, gaben aber Mitte des 19. Jahrhunderts den Impuls für den Aufbau der Eisen- und Stahlindustrie. Die Hattinger Henrichshütte ist ein herausragendes Beispiel für diese Entwicklung. Seit Ende der 1840er Jahre wurden im Süden des Ruhrgebiets zwischen Hattingen und Bochum zahlreiche Erzvorkommen entdeckt und der Abbau bergamtlich genehmigt. 1853 verkaufte der Elberfelder Kaufmann Julius Möller zahlreiche Grubenfelder an Graf Henrich zu Stolberg-Wernigerode, der auf dieser Grundlage im folgenden Jahr die Henrichshütte errichtete.
1855 wurden 23 Felder unter dem Namen Stolberg I konsolidiert (zusammengefasst). Dazu gehörten auch die zwölf „Müsen“-Felder, benannt nach dem gleichnamigen Ort und Zentrum des Siegerländer Erzbergbaus. Mit der gleichzeitigen Inbetriebnahme des ersten Hochofens nahm auch der Erzbergbau an Fahrt auf. Nach anfänglichem Stollenbau wurden die Müsen-Felder durch zwei Tiefbauschächte erschlossen. Südlich der Ruhr befand sich Schacht Adolph und im Gelände hinter dieser Tafel Schacht David – benannt nach den gleichnamigen Bankiers der Familie Hansemann, den Geschäftsleitern der Berliner Disconto-Gesellschaft. Diese war seit 1857 Eigentümerin der Henrichshütte. Mit einem Eisengehalt von bis zu 50 % und einer Flözstärke von teilweise mehr als 1 m erwiesen sich die Vorkommen als sehr ertrag reich. Anfang der 1860er Jahre förderten 350 Bergleute rund 22.000t Erz pro Jahr. Damit war die Eisensteingrube Stolberg I die größte im Ruhrgebiet. Schacht David gehörte mit annähernd 200 m zu den tiefsten im südlichen Ruhrgebiet.
Ende der 1860er Jahre begann der Niedergang. Die Fördermengen sanken aufgrund schlechter Lagerstättenverhältnisse und der Erschöpfung der Vorräte. Außerdem eigneten sich die einheimischen Erze chemisch nicht für das in dieser Zeit aufkommende Bessemer-Verfahren zur Stahlerzeugung. Den großen Bedarf der Stahlindustrie deckten von nun an zunehmend ausländische Importe. 1873 wurde die Grube Stolberg I stillgelegt. Ab 1937 wurde der alte Müsen-Stollen im Bereich von Schacht David an der Brucher Straße im Rahmen der nationalsozialistischen Rüstungswirtschaft erneut aufgefahren, jedoch nach geringer Förderung 1941 wieder aufgegeben.
Text: PD Dr. Dietmar Bleidick