Station 21- Schmiede Kamplade (15. Jahrhundert – 1973)

Die Schmiede Kamplade, 1920er Jahre. (Sammlung H.-D. Eickelbeck)

Parallel zur bäuerlichen Landwirtschaft entwickelte sich seit dem Mittelalter das Landhandwerkals typische Gewerbeform. Dies lag zum einen daran, dass eine wachsende Anzahl der Landbewohner seine Existenz nicht mehr ausschließlich durch den Anbau von Getreide, Gemüse und Obst decken konnte. Zum anderen förderte der zunehmende Bedarf an Geräten, Werkzeugen, Fahrzeugen, Gebäuden und Anlagen zur Weiterverarbeitung der Ernte die Entwicklung spezialisierter Produzenten. Im Umfeld der Städte deckte das Stadthandwerk diese Nachfrage, im ländlichen Raumwaren es lokale Betriebe.

Zu den wichtigsten Berufszweigen gehörten Müller, Zimmerleute, Stellmacher (Wagenbauer), Rademacher, Schmiede, Weber, Schneider und Schuhmacher. Bäcker und Metzger blieben wegender ländlichen Selbstversorgung dagegen bis ins 19. Jahrhundert eine Ausnahme. Das höchste Ansehen genossen die Schmiede, da ihre Tätigkeit besondere Fähigkeiten und Werkstätten erforderte. Ähnliches gilt für den Müller, der innerhalb eines Gebietes häufig ein Monopol besaß und vom sogenannten Mahlzwang profitierte (siehe Tafel Stiepeler Mühle). Weber, Schneider und Schuster bildeten dagegen die ländliche Unterschicht. Schmiede waren so bedeutsam, weil alle anderen Gewerbe von ihnen abhingen. Sie lieferten Radreifen, Schrauben und Nägel, Bolzen und Beschläge, Kessel und Fassringe, Hufeisen, Herdplatten und Roste, Maschinenteile und Werkzeuge. Gleichzeitig übernahmen sie Reparaturen.

Für den im 18. Jahrhundert aufkommenden Bergbau waren Schmiede unverzichtbar. Die Bergleute benötigten Schlägel und Eisen für den Streckenvortrieb, Kohlenhacken und Schaufeln zur Gewinnung, Äxte und Beile zur Bearbeitung des Grubenholzes, Hämmer und Meißel zur Formung von Mauersteinen und im 19. Jahrhundert auch Bohrer zur Herstellung von Sprenglöchern. Durch die hohe Beanspruchung bestand zudem ein hoher Wartungs- und Austauschbedarf. Ab einer gewissen Größe betrieben Zechen daher eigene Schmiedebetriebe.

Die Schmiede Kamplade war eine von mehreren in Stiepel. Sie ist urkundlich bereits im ausgehenden15. Jahrhundert erwähnt, also wohl noch älter. Das Gebäude entstand 1688. Der Betrieb wurde Anfang der 1970er Jahre aufgegeben.

Text: PD Dr. Dietmar Bleidick

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