Station 9 – Zeche Vereinigte Gibraltar Erbstollen (1786-1925)

Zeche Ver. Gibraltar, um 1920 (© Haniel Archiv)

Mit der Schiffbarmachung der Ruhr in den 1770er Jahren entstanden in der Nähe des Flusses zahlreiche Zechen. Die Zeche Gibraltar Erbstollen ging 1786 in Betrieb, wurde aber kurz darauf wieder stillgelegt. Benannt wurde Zeche nach der Festung Gibraltar (Belagerung von 1779 bis 1783). Erst 1830 begann die Auffahrung des Erbstollens und der regelmäßige Abbau. 1855 förderten 123 Bergleute 16.000 Tonnen Kohle. Gibraltar war mit dieser Leistung eine durchschnittliche Ruhrgebietszeche. Der Erbstollen hatte bald eine Länge von rund zwei Kilometern und reichte damit bis zur Stiepeler Straße. Neben Kohle wurde auch Eisenerz gewonnen. Wegen unzureichender Kohlenvorkommen und schlechten Lagerungsbedingungen verlor die Zeche rasch an Bedeutung und wurde 1883 stillgelegt.

Arbeiter am Stolleneingang, um 1920 (© Haniel Archiv)

Der Kohlenbedarf nach dem Ersten Weltkrieg führte 1919 zur Wiederinbetriebnahme durch die Firma Franz Haniel. Zusätzlich zum alten Stollen wurde ein 200 m tiefer Schacht abgeteuft.
1922 erreichte die Zeche Ver. Gibraltar Erbstollen mit 550 Beschäftigten eine Maximalförderung von 120.000 t. Die Kohle wurde über eine eiserne Ruhrbrücke zum Bahnhof Blankenstein transportiert. Bereits 1925 wurde die Anlage wie viele andere Kleinzechen wegen Absatzschwierigkeiten endgültig aufgegeben. Zwischen 1951 und 1953 gab es nochmals eine geringe Förderung im Stollenbetrieb.

1933 wurde die Zeche Gibraltar zu einer der berüchtigtsten Stätten des nationalsozialistischen Terrors im Bochumer Raum. Die SA nutzte die Gebäude als Konzentrationslager für Regimegegner. Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftler wurden hier grausam misshandelt. Später war Gibraltar eine „SA-Führerschule“, dann ein Kriegsgefangenenlager, nach dem Zweiten Weltkrieg Unterkunft für Heimatvertriebene.

Nach der Fertigstellung des Kemnader Sees 1980 wurden die Gebäude zum Freizeitzentrum umgebaut.

Beamtenwohnhäuser, um 1920 (© Haniel Archiv)

Text: PD Dr. Dietmar Bleidick

Zurück zur Karte