Station 14 – Die Kemnader Mühle zu Stiepel (15. Jahrhundert – ca. 1854)

Das „Kameradschaftsheim“, 1958. (© Presseamt Bochum)

Die Müllerei war seit dem Mittelalter einer der wichtigsten Wirtschaftszweige innerhalb der landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft. Mühlen waren durch den sogenannten „Mühlenfrieden“ besonders geschützte Orte und ihr Betrieb durch Mühlenordnungen geregelt. Das Mühlenrecht basierte auf der Grundherrschaft und gehörte zu den Regalien (Hoheitsrechten) der Landesherren. Damit waren der Bau und Betrieb einer Mühle von ihrer Genehmigung abhängig. Sie ließen sich diese mit Abgaben („Mühlenzins“) bezahlen, so dass die Mühlen eine wichtige Einnahmequelle darstellten. Aus diesem Grund gab es auch einen „Mühlenzwang“ bzw. „Mühlenbann“.

Die Kemnader Mühle auf einer Karte des Ruhrstroms, um 1835. (© Haniel Archiv)

Alle Bauern innerhalb eines festgeschriebenen Bezirks waren verpflichtet, ihr Getreide nur dort mahlen zu lassen. Im Bereich der Ruhr existierten seit dem ausgehenden Mittelalter zahlreiche Wassermühlen. Die meisten lagen an Nebenbächen, einige aber auch am Fluss selbst. Um das Wasser kontrolliert zur Mühle zu leiten, wurde der Fluss durch ein Wehr aufgestaut und in einen künstlich angelegten „Mühlengraben“ geführt. Sperreinrichtungen sorgten für die entsprechende Dosierung der Wassermenge. Das Haus Kemnade betrieb wohl bereits im 15. Jahrhundert an dieser Stelle eine Wassermühle. 1652 wurde mit umfangreichen Baumaßnahmen am Fluss eine neue Mühle errichtet. Im Zuge der Schiffbarmachung der Ruhr in den 1770er Jahren machte das Wehr den Bau der Kemnader Schleuse auf der südlichen Seite des Flusses notwendig. Nur so konnten die Kohlenschiffe passieren. Mit dem weiteren Ausbau der Ruhr im Rahmen der Generalregulierung der 1850er Jahre wurden das Wehr und die Schleuse beseitigt, sodass der Mühlenbetrieb aufgegeben werden musste. Das Wohnhaus des Müllers befand sich im Bereich der DLRG-Station bzw. der ehemaligen Gaststätte „Zum Bootshaus“. Das Gebäude wurde 1936 von der Stadt Bochum zueinem „Kameradschaftsheim“ für die Stadtverwaltung umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Gastronomiebetrieb.

Die Kemnader Mühle auf der Karte der Stiepeler Mark, 1783. (© Stadt Bochum, Stadtarchiv)

Text: PD Dr. Dietmar Bleidick

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